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Friedrich Merz übernimmt das Amt des Bundeskanzlers nach einer spannenden Wahl und steht vor der Herausforderung, eine Koalition aus CDU, CSU und SPD zu führen. Die ersten Amtshandlungen, internationale Reaktionen und die Zusammensetzung des neuen Kabinetts werfen ein Schlaglicht auf die politischen Weichenstellungen und persönlichen Facetten der neuen Regierung. Wer wissen will, wie Merz die Sprachlosigkeit mit Warschau beenden will, welche Persönlichkeiten das Kabinett prägen und welche Erwartungen aus dem In- und Ausland an die neue Bundesregierung gestellt werden, findet hier einen kompakten Überblick über die ersten Tage der Ära Merz.
Friedrich Merz ist neuer Bundeskanzler – Regierungsbildung und erste Schritte
Friedrich Merz (CDU) ist nach einer spannenden Wahl im Bundestag zum neuen Bundeskanzler gewählt worden. Im ersten Wahlgang verfehlte er die notwendige Mehrheit von 316 Stimmen um sechs Stimmen, wurde jedoch im zweiten Wahlgang gewählt. Merz betonte im Anschluss, dass es „normal“ sei, dass nicht alle zustimmen, und sprach von einem „ehrlichen Tag“ sowie einem Vertrauensbeweis der Koalition aus CDU, CSU und SPD. Er zeigte sich überzeugt, dass die Koalition „vertrauensvoll zusammenarbeiten“ werde. (Quelle: BILD)
Am Tag nach seiner Wahl reiste Merz nach Paris und Warschau. In Paris traf er den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, um über die europäische Eigenständigkeit nach dem außenpolitischen Kurswechsel der USA unter Präsident Donald Trump zu sprechen. In Warschau standen Gespräche mit Ministerpräsident Donald Tusk über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und irreguläre Migration auf der Agenda. Merz kündigte an, die deutsch-polnischen Beziehungen mit einem neuen Freundschaftsvertrag auf eine neue Grundlage stellen zu wollen. Dieser Vertrag soll am 35. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags am 17. Juni 2026 unterzeichnet werden. (Quelle: BILD)
„Eine von mir geführte Bundesregierung wird die Sprachlosigkeit mit Warschau von Tag eins an beenden“, so Merz laut BILD.
Wahlgang | Ergebnis |
---|---|
1. Wahlgang | 6 Stimmen zur Mehrheit gefehlt |
2. Wahlgang | Gewählt |
Infobox: Merz wurde im zweiten Wahlgang zum Kanzler gewählt, seine ersten Auslandsreisen führten ihn nach Frankreich und Polen. (Quelle: BILD)
Reaktionen aus dem In- und Ausland
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping gratulierte Friedrich Merz zur Wahl und signalisierte Offenheit für eine verstärkte Zusammenarbeit. Xi betonte, die Welt sei durch „zunehmenden Gegenwind von Unilateralismus“ und Protektionismus geprägt. China und Deutschland sollten Fairness und Gerechtigkeit aufrechterhalten und gemeinsam „Stürmen und Unwettern trotzen“. Auch Ministerpräsident Li Qiang gratulierte Merz. Im Wahlkampf hatte Merz sich kritisch zu China geäußert und vor Investitionen in der Volksrepublik gewarnt. Für Deutschland war China laut Statistischem Bundesamt 2024 der zweitwichtigste Handelspartner. (Quelle: BILD)
Der britische Premierminister Keir Starmer gratulierte Merz ebenfalls und äußerte die Hoffnung auf eine gute Kooperation, insbesondere zur Gewährleistung der nationalen und wirtschaftlichen Sicherheit beider Länder. (Quelle: BILD)
Infobox: Internationale Partner wie China und Großbritannien signalisierten Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der neuen Bundesregierung. (Quelle: BILD)
Bundespräsident Steinmeier: Erfolg der Regierung im Interesse des Landes
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief nach der Ernennung von Friedrich Merz und seinem Kabinett zu Fairness im Umgang mit der neuen Bundesregierung auf. Er betonte, dass die Regierung in einer Zeit großer Herausforderungen politische Verantwortung übernehme. „Es ist – ich sage das so klar – im Interesse unseres Landes, dass Sie Erfolg haben“, so Steinmeier. Er hob hervor, dass nicht nur die Regierung, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für das Gelingen eines neuen Aufbruchs tragen. (Quelle: stuttgarter-nachrichten.de)
„Es würde unserem Land insgesamt guttun, wenn wir weniger darüber klagen, was fehlt, sondern mehr darüber sprechen, was wir gut können. Wo unsere Stärken sind. Wie viel wir schaffen, wenn wir gemeinsam anpacken“, betonte Steinmeier.
- Steinmeier fordert mehr Selbstbewusstsein und Zuversicht.
- Er mahnt zu Wachstum, Wehrhaftigkeit und neuen Anstrengungen in der Diplomatie.
Infobox: Steinmeier betont die Bedeutung von Zusammenhalt und Mut in schwierigen Zeiten. (Quelle: stuttgarter-nachrichten.de)
SPD-Fraktion und Ministerliste
Nach der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler wählte die SPD-Bundestagsfraktion ihre neue Spitze. Matthias Miersch, seit Oktober kommissarischer Generalsekretär, stellte sich als einziger Kandidat zur Wahl. Die SPD war bei der Bundestagswahl 2025 von 25,7 auf 16,4 Prozent eingebrochen. (Quelle: BILD)
Die SPD-Ministerliste in der Merz-Regierung wurde nach einem Machtkampf um die Posten bekanntgegeben. (Quelle: N-TV)
Infobox: Matthias Miersch kandidierte als neuer Fraktionschef der SPD, die Partei musste bei der Bundestagswahl deutliche Verluste hinnehmen. (Quelle: BILD, N-TV)
Kurioses und Persönliches aus dem neuen Kabinett
Die neuen Ministerinnen und Minister der Bundesregierung bringen vielfältige persönliche Interessen und Hintergründe mit. So ist Bärbel Bas (SPD), Arbeits- und Sozialministerin, leidenschaftliche Harley-Davidson-Fahrerin und kann schweißen. Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister, war früher Fußballer mit dem Spitznamen „Kamikaze“ und hat nach eigenen Angaben nie eine Rote Karte kassiert. Dorothee Bär (CSU), Forschungs- und Raumfahrtministerin, ist Chili-süchtig und trägt stets eine Gewürzmühle bei sich. (Quelle: SZ.de)
- Lars Klingbeil (SPD), Finanzminister, spielte früher in einer Band und sieht das Gitarrespielen als Meditation.
- Alexander Dobrindt (CSU), Innenminister, wurde wegen einer Werbekampagne mit „Darth Vader“ im Bundestag „Darth Maut“ genannt.
- Alois Rainer (CSU), Agrarminister, brachte ein Weißwurstkochbuch heraus und formte 2003 die längste Weißwurst der Welt mit 825 Metern.
- Karsten Wildberger (parteilos), Digitalminister, trägt einen smarten Gesundheitsring und eine Smartwatch.
- Patrick Schnieder (CDU), Verkehrsminister, ist mit 2,02 Metern das größte Kabinettsmitglied und läuft jährlich einen Marathon mit einer Bestzeit von 3 Stunden und 27 Minuten.
Infobox: Das neue Kabinett zeichnet sich durch eine Vielzahl an persönlichen Leidenschaften und ungewöhnlichen Hobbys aus. (Quelle: SZ.de)
Junge Politik: Luisa Galli engagiert sich für Kinder und Jugendliche
Die 17-jährige Schülerin Luisa Galli setzt sich aktiv für die Belange von Kindern und Jugendlichen ein. Für ihr Engagement wurde sie vom Ministerpräsidenten geehrt. Galli betont: „Ich mache Politik für Kinder und Jugendliche.“ (Quelle: NDR)
Infobox: Luisa Galli wurde für ihr politisches Engagement für junge Menschen ausgezeichnet. (Quelle: NDR)
Weitere politische Entwicklungen
Der Osnabrücker Rechtswissenschaftler Hermann Heußner forderte die neue Bundesregierung auf, ein Gutachten über die Verbotsfähigkeit der AfD zu initiieren. Ziel sei es, Klarheit über den Charakter der AfD und ihre Verbotsfähigkeit zu gewinnen. (Quelle: BILD)
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kritisierte, dass zur Wahl von Friedrich Merz ein zweiter Wahlgang nötig war, bezeichnete dies als „unnötig und überflüssig“, betonte aber, dass nun die Arbeit beginnen müsse. (Quelle: BILD)
Merz kündigte ein klärendes Gespräch mit US-Präsident Donald Trump an und forderte die US-Regierung auf, sich nicht in die deutsche Innenpolitik einzumischen. (Quelle: BILD)
Infobox: Die neue Bundesregierung steht vor innen- und außenpolitischen Herausforderungen, darunter der Umgang mit der AfD und die Beziehungen zu den USA. (Quelle: BILD)
Einschätzung der Redaktion
Die Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler markiert einen Wendepunkt für die deutsche Politik und setzt ein Signal für eine Phase der Neuorientierung. Die knappe Mehrheit im zweiten Wahlgang unterstreicht die Herausforderungen innerhalb der Koalition, birgt aber auch die Chance für eine konstruktive Zusammenarbeit, sofern das Vertrauen gestärkt werden kann. Die unmittelbaren Auslandsreisen nach Paris und Warschau zeigen, dass Merz außenpolitische Akzente setzen und die Beziehungen zu zentralen Partnern Europas aktiv gestalten will. Die angekündigte Intensivierung der deutsch-polnischen Beziehungen und die Betonung europäischer Eigenständigkeit deuten auf eine strategische Neuausrichtung hin, die angesichts globaler Unsicherheiten an Bedeutung gewinnt.
Die internationalen Reaktionen, insbesondere aus China und Großbritannien, verdeutlichen die Erwartungshaltung an Deutschland als wirtschaftlichen und politischen Stabilitätsanker. Die kritische Haltung von Merz gegenüber China im Wahlkampf könnte die bilateralen Beziehungen auf eine neue Probe stellen, bietet aber auch die Möglichkeit, deutsche Interessen klarer zu definieren.
Innenpolitisch steht die neue Regierung vor erheblichen Herausforderungen: Die Schwäche der SPD, die Notwendigkeit eines klaren Kurses gegenüber der AfD und die Forderung nach gesellschaftlichem Zusammenhalt verlangen entschlossenes und zugleich integratives Handeln. Die Vielfalt und Persönlichkeiten im Kabinett könnten neue Impulse setzen, sofern sie in der Lage sind, ihre individuellen Stärken in den Dienst gemeinsamer Ziele zu stellen.
Insgesamt ist die Regierungsübernahme durch Merz mit hohen Erwartungen verbunden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob es gelingt, die politischen und gesellschaftlichen Spannungen zu überwinden und Deutschland in einer Zeit globaler Umbrüche handlungsfähig zu halten.
- Die neue Regierung steht vor der Aufgabe, innenpolitische Stabilität und außenpolitische Handlungsfähigkeit zu sichern.
- Die internationale Aufmerksamkeit und die ersten diplomatischen Initiativen unterstreichen die Bedeutung Deutschlands in Europa.
- Die Koalition muss sich bewähren, um das Vertrauen der Bevölkerung und der Partnerstaaten zu festigen.
Quellen:
- Kurioses - Harley und Gesundheitsring: Smalltalk-Wissen übers Kabinett - Politik
- Friedrich Merz ist neuer Bundeskanzler: Liveticker zur Kanzlerwahl
- Politik: Steinmeier: Erfolg der Regierung ist im Interesse des Landes
- Luisa Galli: "Ich mache Politik für Kinder und Jugendliche"
- Nach Machtkampf um Posten: Die SPD-Ministerliste der Merz-Regierung
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