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Personalwechsel an der Spitze der CDU Mecklenburg-Vorpommern, ein Abschied nach drei Jahrzehnten SPD-Kommunalpolitik in Husum und alarmierende Zahlen zur politischen Entfremdung junger Menschen: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet, wie Parteien und Gesellschaft auf personelle, strukturelle und emotionale Herausforderungen reagieren – und welche Weichen jetzt gestellt werden müssen.
CDU Mecklenburg-Vorpommern: Katy Hoffmeister wird kommissarische Generalsekretärin
Die CDU Mecklenburg-Vorpommerns hat eineinhalb Jahre vor der nächsten Landtagswahl eine zentrale Führungsposition neu besetzt. Der Landesvorstand berief die Landtagsabgeordnete Katy Hoffmeister als kommissarische Generalsekretärin der Landespartei. Die Neubesetzung wurde notwendig, da Philipp Amthor das Amt zugunsten neuer Aufgaben im Bund Ende Mai abgeben wird. Landesparteichef Daniel Peters betonte, dass Hoffmeister für große Sachkunde, Integrität und klare Haltung stehe und eine profilierte Stimme der CDU in Mecklenburg-Vorpommern sei. Ein Parteitag mit einer regulären Wahl ist für dieses Jahr nicht geplant.
Philipp Amthor, der ursprünglich als Generalsekretär die organisatorischen Fäden in der Nordost-CDU halten und den Wahlkampf 2026 koordinieren sollte, gibt das Amt nach seiner Ernennung zum Parlamentarischen Staatssekretär im neuen Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung auf. Amthor war erst vor einem Jahr auf dem Parteitag in Rostock mit fast 94 Prozent gewählt worden. Mit Hoffmeister übernimmt erstmals eine Frau in der Nordost-CDU das Amt des Parteistrategen. Die 52-jährige Juristin war von 2016 bis 2021 Justizministerin Mecklenburg-Vorpommerns und leitet aktuell den Sozialausschuss im Landtag. Nach 2016 wurde sie 2021 zum zweiten Mal in den Landtag gewählt, konnte ihr Ministeramt jedoch wegen des Regierungswechsels zu Rot-Rot nicht weiterführen.
Hoffmeister hatte bereits 2020 nach dem Rücktritt von Vincent Kokert Ambitionen auf das Spitzenamt der Landespartei gezeigt, verzichtete jedoch zugunsten Amthors auf eine Kampfkandidatur. Die CDU erzielte zuletzt bei der Bundestagswahl in Mecklenburg-Vorpommern knapp 18 Prozent – halb so viel wie die AfD. In Umfragen lag sie mit 16 bis 17 Prozent zuletzt klar hinter der AfD und auch hinter der SPD auf Platz drei. Hoffmeister gilt als moderat, hat sich aber im Landtag auch als scharfzüngige Oppositionspolitikerin profiliert. Sie betonte, dass die CDU für ein klares Wertegerüst, Politik in der Sache und ein modernes, handlungsfähiges Land stehe. In Zeiten politischer Polarisierung und Vertrauensverlust komme es besonders auf seriöse und klare Kommunikation an. Der direkte Dialog mit der Parteibasis und die strategische Weiterentwicklung der Parteistrukturen seien ihr wichtig.
CDU Wahlergebnisse MV | Wert |
---|---|
Bundestagswahl | knapp 18 % |
Umfragen zuletzt | 16–17 % |
Infobox: Katy Hoffmeister übernimmt als erste Frau das Amt der Generalsekretärin der CDU Mecklenburg-Vorpommern. Die Partei steht vor der Herausforderung, nach schwachen Wahlergebnissen und Umfragewerten wieder an Stärke zu gewinnen. (Quelle: SZ.de)
SPD-Urgestein Peter Empen beendet nach 30 Jahren seine politische Laufbahn in Husum
Peter Empen, ein Urgestein der SPD in Husum, beendet nach 30 Jahren seine politische Karriere. Seit 1994 war Empen Stadtverordneter, fungierte als Bürgervorsteher und leitete verschiedene Ausschüsse. In seiner langen Amtszeit hat er die Entwicklung der Stadtpolitik maßgeblich mitgeprägt. Empen blickt auf zahlreiche Projekte zurück und äußert sich auch kritisch zu Fehlern, die die Stadtvertretung bei Vorhaben wie der autofreien Schiffbrücke und dem Destinature Dorf gemacht hat.
Empen hebt hervor, was er an der Politik in Husum besonders schätzt: den direkten Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern sowie die Möglichkeit, konkrete Veränderungen vor Ort zu bewirken. Gleichzeitig betont er, dass sich die politische Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert habe. Die Herausforderungen seien vielfältiger geworden, und die Entscheidungsprozesse hätten sich durch neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gewandelt.
Infobox: Nach drei Jahrzehnten engagierter Kommunalpolitik zieht sich Peter Empen aus der Husumer Stadtpolitik zurück. Er hinterlässt eine Bilanz aus Engagement, aber auch kritischer Reflexion über politische Fehler und Veränderungen im politischen Alltag. (Quelle: shz.de)
Studie: Einsame junge Menschen fühlen sich von der Politik ignoriert
Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung fühlen sich viele junge Menschen in Deutschland einsam, was erhebliche Auswirkungen auf ihr politisches Engagement hat. 63 Prozent der jungen Menschen, die sich einsam fühlen, sind unzufrieden mit der Demokratie in Deutschland. 60 Prozent der stark einsamen jungen Menschen glauben nicht, dass sie politische oder gesellschaftliche Veränderungen bewirken können. Im Vergleich dazu zweifeln 42 Prozent der jungen Menschen, die sich nicht einsam fühlen, an ihrer Wirksamkeit. Eine ähnlich hohe Zahl (41 Prozent) hadert mit der Demokratie.
Besonders auffällig ist, dass 76 Prozent der stark einsamen jungen Menschen der Ansicht sind, dass Politiker die Sorgen der jungen Generation nicht ernst nehmen. Die Studienautorinnen warnen, dass sich langfristig ausgegrenzte junge Menschen vom politischen System abwenden oder empfänglicher für populistische Positionen werden könnten. Populistische oder verschwörungsideologische Positionen böten häufig das, was einsamen jungen Menschen fehle: Zugehörigkeit, Sichtbarkeit und einen scheinbar klaren Weg zur Einflussnahme. Nicole Kleeb, Expertin der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Demokratie, fordert wirksame, niedrigschwellige Formen politischer Beteiligung – sowohl analog als auch digital.
Ergebnisse der Bertelsmann-Studie | Prozent |
---|---|
Unzufriedenheit mit Demokratie (einsam) | 63 % |
Glauben nicht an eigene Wirksamkeit (einsam) | 60 % |
Zweifeln an Wirksamkeit (nicht einsam) | 42 % |
Hadert mit Demokratie (nicht einsam) | 41 % |
Fühlen sich von Politik nicht ernst genommen (einsam) | 76 % |
Fühlen sich stark einsam (gesamt) | 10 % |
Fühlen sich moderat einsam (gesamt) | 35 % |
Für die Studie „Jung, einsam – und engagiert?“ wurden vom 13. bis 29. März rund 2.530 Menschen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren befragt.
Infobox: Die Bertelsmann-Studie zeigt, dass Einsamkeit unter jungen Menschen in Deutschland weit verbreitet ist und das Vertrauen in die Demokratie sowie die Bereitschaft zur politischen Beteiligung deutlich beeinträchtigt. (Quelle: RP Online)
Einschätzung der Redaktion
Die Berufung von Katy Hoffmeister zur kommissarischen Generalsekretärin der CDU Mecklenburg-Vorpommern markiert einen strategisch bedeutsamen Schritt für die Partei. Angesichts der anhaltend schwachen Umfragewerte und der Konkurrenz durch AfD und SPD ist die Entscheidung, eine erfahrene und profilierte Politikerin mit juristischem Hintergrund und Führungserfahrung einzusetzen, ein Signal für Erneuerung und Geschlossenheit. Die erstmalige Besetzung des Amtes mit einer Frau kann zudem als Impuls für eine modernere und diversere Parteikultur gewertet werden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob es gelingt, die Partei organisatorisch und inhaltlich so aufzustellen, dass sie im Vorfeld der Landtagswahl 2026 wieder an politischer Relevanz gewinnt.
- Strategische Neuausrichtung der CDU MV
- Signalwirkung durch weibliche Führung
- Herausforderung: Stärkung der Partei vor der Landtagswahl 2026
Quellen:
- Nordost-CDU - Ex-Ministerin Hoffmeister nach Amthor CDU-Generalsekretärin - Politik
- SPD-Urgestein Peter Empen hört auf: Was er an der Politik in Husum schätzt
- Studie der Bertelsmann Stiftung: Über 60 Prozent der einsamen jungen Menschen fühlen sich von der Politik ignoriert
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