Candice Breitz: Ihre Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung

17.02.2025 25 mal gelesen 0 Kommentare
  • Candice Breitz arbeitete mit der Bundeszentrale für politische Bildung an einem Kunstprojekt, das gesellschaftspolitische Themen beleuchtet.
  • Die Kooperation zielte darauf ab, politische Bildung durch kreative Ansätze einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
  • Breitz setzte multimediale Formate ein, um die Diskussion über Identität und Verantwortung zu fördern.

Candice Breitz und die Bundeszentrale für politische Bildung: Eine Zusammenarbeit im Fokus

Die Zusammenarbeit zwischen der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz und der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) stellte eine vielversprechende Verbindung zwischen Kunst und politischer Bildung dar. Breitz, bekannt für ihre provokanten und gesellschaftskritischen Werke, brachte eine Perspektive ein, die künstlerische Ausdrucksformen mit tiefgreifenden politischen Fragestellungen verband. Die BPB wiederum, als zentrale Institution für politische Aufklärung in Deutschland, bot eine Plattform, um diese Ansätze in einen breiteren gesellschaftlichen Diskurs einzubetten.

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Die Partnerschaft zielte darauf ab, innovative Wege zu finden, um komplexe Themen wie Erinnerungskultur und intersektionale Solidarität zugänglicher zu machen. Breitz setzte dabei auf die Kraft der Kunst, um Diskussionen anzustoßen, die oft als unbequem oder schwer zugänglich gelten. Es ging nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern auch darum, Emotionen und Empathie als Werkzeuge des Verstehens zu nutzen.

Interessant war dabei, wie die BPB und Breitz unterschiedliche Arbeitsweisen miteinander verknüpften. Während die BPB traditionell auf Bildungsformate wie Workshops, Vorträge und Publikationen setzt, brachte Breitz performative und visuelle Elemente in die Diskussion ein. Diese Mischung versprach, neue Zielgruppen zu erreichen und die Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Themen auf eine breitere Basis zu stellen.

Doch diese Zusammenarbeit war nicht frei von Spannungen. Gerade in politisch aufgeladenen Zeiten wurde deutlich, wie schwierig es sein kann, künstlerische Freiheit und institutionelle Verantwortung in Einklang zu bringen. Die Absage der geplanten Tagung warf ein Schlaglicht auf diese Herausforderungen und zeigte, wie fragil solche Kooperationen sein können, wenn externe Ereignisse die Dynamik beeinflussen.

Die geplante Tagung „We Still Need to Talk“: Ziele und Inhalte

Die Tagung mit dem Titel „We Still Need to Talk: Hin zu einer relationalen Erinnerungskultur“ war als ein ambitioniertes Projekt konzipiert, das neue Perspektiven auf die deutsche Erinnerungskultur eröffnen sollte. Ziel war es, nicht nur den Holocaust in den Fokus zu rücken, sondern ihn in einen größeren Kontext historischer Gewalt- und Unterdrückungserfahrungen einzubetten. Damit sollte eine Brücke zwischen verschiedenen Erinnerungsnarrativen geschlagen werden, um intersektionale Solidarität zu fördern.

Die Inhalte der Tagung waren darauf ausgerichtet, komplexe und oft getrennt behandelte Themen miteinander zu verknüpfen. Es ging darum, historische Traumata wie Kolonialismus, Sklaverei und Rassismus in einen Dialog mit der Aufarbeitung des Holocausts zu bringen. Dabei standen ethische Fragen im Vordergrund: Wie können wir Leid angemessen darstellen, ohne es zu instrumentalisieren? Und wie lassen sich unterschiedliche Opfergeschichten miteinander in Beziehung setzen, ohne sie gegeneinander auszuspielen?

  • Die Rolle von Kunst und Kultur in der Erinnerungspolitik
  • Der Einfluss aktueller politischer Bewegungen auf die Wahrnehmung von Geschichte
  • Ansätze zur Förderung einer „multidirektionalen Erinnerung“

Ein weiteres zentrales Anliegen war es, die Verflechtungen zwischen historischen und gegenwärtigen Formen von Diskriminierung sichtbar zu machen. Die Tagung sollte Raum für kritische Diskussionen schaffen, die nicht nur akademisch, sondern auch gesellschaftlich relevant sind. Sie war als ein Forum gedacht, das Expert*innen, Aktivist*innen und die Öffentlichkeit zusammenbringt, um gemeinsam über die Zukunft der Erinnerungskultur nachzudenken.

Durch die geplante interdisziplinäre Ausrichtung und die Einbindung internationaler Perspektiven versprach die Veranstaltung, innovative Impulse für den Umgang mit Geschichte und deren Auswirkungen auf die Gegenwart zu liefern. Es war eine Einladung, sich den schwierigen Fragen zu stellen, die oft in den Hintergrund gedrängt werden – und das auf eine Weise, die zum Nachdenken und Handeln anregt.

Pro- und Contra-Argumente zur Zusammenarbeit von Candice Breitz mit der BPB

Pro Contra
Die innovative Kombination von Kunst und politischer Bildung eröffnet neue Perspektiven. Die Partnerschaft war von Spannungen zwischen künstlerischer Freiheit und institutioneller Verantwortung geprägt.
Breitz' Ansätze fördern den Dialog über schwierige und oft marginalisierte Themen wie Antisemitismus und Rassismus. Die Absage der Tagung zeigt die Schwierigkeiten, kontroverse Themen in politisch sensiblen Zeiten zu diskutieren.
Die Zusammenarbeit bot die Möglichkeit, Kunst performativ und visuell in die Diskussion komplexer Fragestellungen einzubringen. Externe politische Ereignisse wie die eskalierende Gewalt im Nahen Osten können solche Kooperationen stark beeinflussen.
Die geplante Tagung sollte multidirektionale Erinnerung und intersektionale Solidarität fördern, was auf vielversprechende Konzepte hinweist. Kritiker*innen sehen in der Absage eine verpasste Chance und werfen der BPB „kulturelles Schweigen“ vor.
Kunst wurde als Medium genutzt, um Menschen emotional und intellektuell anzusprechen. Einige Künstler*innen warfen der BPB vor, dem politischen Druck nachgegeben zu haben, wodurch Dialogräume verschlossen wurden.

Multidirektionale Erinnerung nach Michael Rothberg: Der innovative Ansatz der Konferenz

Der Begriff der multidirektionalen Erinnerung, geprägt vom US-amerikanischen Literaturwissenschaftler Michael Rothberg, bildete das theoretische Fundament der geplanten Konferenz. Dieser Ansatz stellt die gängige Vorstellung infrage, dass verschiedene historische Traumata und Erinnerungen zwangsläufig in Konkurrenz zueinander stehen. Stattdessen betont Rothberg, dass Erinnerungen an unterschiedliche Gewalt- und Genoziderfahrungen miteinander verwoben sein können und sich gegenseitig bereichern, anstatt sich auszuschließen.

Im Kern geht es bei der multidirektionalen Erinnerung darum, Parallelen und Überschneidungen zwischen verschiedenen historischen Kontexten zu erkennen. Dies eröffnet die Möglichkeit, neue Formen von Solidarität und gegenseitigem Verständnis zu entwickeln. Für die Konferenz bedeutete das, den Holocaust nicht isoliert zu betrachten, sondern ihn in Beziehung zu anderen historischen Ereignissen wie der Kolonialgeschichte oder der transatlantischen Sklaverei zu setzen. Ziel war es, ein gemeinsames Nachdenken über die Verflechtungen von Vergangenheit und Gegenwart anzustoßen.

Rothbergs Ansatz fordert auch dazu auf, die Rolle von Machtverhältnissen in Erinnerungskulturen kritisch zu hinterfragen. Wer entscheidet, welche Geschichten erzählt werden? Welche Stimmen werden gehört, und welche bleiben marginalisiert? Diese Fragen sollten auf der Konferenz diskutiert werden, um eine inklusivere und gerechtere Erinnerungskultur zu fördern.

  • Erinnerung als dynamischer Prozess: Wie beeinflussen aktuelle Ereignisse unser Verständnis von Geschichte?
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Leid und Widerstand
  • Die Bedeutung von Empathie und Dialog in der Auseinandersetzung mit Vergangenheit

Die multidirektionale Erinnerung ist nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern auch ein Werkzeug, um praktische Veränderungen in der Art und Weise herbeizuführen, wie Gesellschaften mit ihrer Geschichte umgehen. Indem sie unterschiedliche Perspektiven einbezieht, bietet sie eine Grundlage für einen Dialog, der nicht nur die Vergangenheit reflektiert, sondern auch die Gegenwart und Zukunft gestaltet.

Antisemitismus, Rassismus und Erinnerungskultur: Die zentralen Diskussionsthemen

Die geplante Tagung zielte darauf ab, Antisemitismus und Rassismus nicht nur als getrennte Phänomene zu betrachten, sondern ihre Verflechtungen und Überschneidungen innerhalb der Erinnerungskultur zu beleuchten. Diese Themen stehen im Zentrum aktueller gesellschaftlicher Debatten, da sie nicht nur historische, sondern auch gegenwärtige Dynamiken prägen. Die Konferenz sollte dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für die strukturellen und ideologischen Gemeinsamkeiten dieser Diskriminierungsformen zu entwickeln.

Ein zentraler Diskussionspunkt war die Frage, wie sich Antisemitismus und Rassismus in der deutschen Geschichte und darüber hinaus manifestiert haben. Während der Holocaust oft als singuläres Ereignis betrachtet wird, sollten auf der Tagung auch die kolonialen Verbrechen und die damit verbundenen rassistischen Ideologien thematisiert werden. Es ging darum, die historische Verantwortung Deutschlands in einem globalen Kontext zu diskutieren und daraus Schlüsse für die heutige Gesellschaft zu ziehen.

  • Wie beeinflussen historische Machtstrukturen aktuelle Formen von Antisemitismus und Rassismus?
  • Welche Rolle spielt Sprache in der Reproduktion von Vorurteilen und Ausgrenzung?
  • Wie können Bildungs- und Kulturinstitutionen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Themen beitragen?

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Erinnerungskultur gestaltet werden kann, ohne Opfergruppen gegeneinander auszuspielen. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung ist es entscheidend, solidarische Ansätze zu finden, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen einbeziehen. Die Tagung sollte Raum für diese schwierigen, aber notwendigen Gespräche schaffen.

Durch die Verknüpfung von Antisemitismus, Rassismus und Erinnerungskultur wollte die Konferenz nicht nur historische Kontinuitäten aufzeigen, sondern auch praktische Ansätze für eine gerechtere Gesellschaft entwickeln. Die Diskussionen sollten Impulse geben, wie kollektive Erinnerung genutzt werden kann, um Diskriminierung in der Gegenwart entgegenzuwirken.

Hintergründe zur Absage der Tagung: Eine politische Entscheidung mit Folgen

Die Absage der Tagung „We Still Need to Talk“ erfolgte in einem hochsensiblen politischen Moment, der durch die eskalierende Gewalt im Nahen Osten geprägt war. Die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) begründete ihre Entscheidung damit, dass die angespannte Lage eine angemessene und konstruktive Diskussion der geplanten Themen erschwere. Doch diese Begründung stieß auf gemischte Reaktionen und löste eine breite öffentliche Debatte aus.

Die BPB betonte, dass in der aktuellen Situation Solidarität mit den Opfern des Terroranschlags der Hamas auf Israel im Vordergrund stehen müsse. Gleichzeitig wurde die Sorge geäußert, dass die Diskussionen auf der Tagung missverstanden oder politisch instrumentalisiert werden könnten. Diese Vorsicht war jedoch nicht unumstritten. Kritiker*innen warfen der BPB vor, eine wichtige Plattform für den Dialog in einer Zeit großer gesellschaftlicher Spannungen zu schließen.

„Gerade in Krisenzeiten ist es essenziell, Räume für Diskussionen über Antisemitismus, Rassismus und intersektionale Solidarität zu schaffen, anstatt sie zu verschieben.“ – Candice Breitz

Die Entscheidung zur Absage warf auch Fragen zur Rolle staatlicher Institutionen in der politischen Bildung auf. Wie weit reicht die Verantwortung, in kontroversen Zeiten eine klare Haltung einzunehmen, und wo beginnt die Verpflichtung, schwierige Debatten dennoch zu ermöglichen? Diese Spannungen spiegeln sich in der Kritik wider, die sowohl von den Kurator*innen der Tagung als auch von Teilen der Öffentlichkeit geäußert wurde.

  • Wurde die Absage als Zeichen von Vorsicht oder als Symbol für eine „Kultur des Vermeidens“ wahrgenommen?
  • Welche langfristigen Auswirkungen hat diese Entscheidung auf den Umgang mit kontroversen Themen in der politischen Bildung?
  • Wie können solche Debatten in Zukunft trotz Krisensituationen aufrechterhalten werden?

Die Absage der Tagung ist mehr als nur eine organisatorische Entscheidung – sie wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, die entstehen, wenn politische und gesellschaftliche Spannungen aufeinanderprallen. Sie zeigt, wie schwierig es ist, in Zeiten von Unsicherheit und Polarisierung Räume für offene und kritische Diskussionen zu bewahren. Die Folgen dieser Entscheidung werden wohl noch lange nachwirken, sowohl für die BPB als auch für die Debatte um Erinnerungskultur in Deutschland.

Candice Breitz kritisiert die Absage: Stimmen aus der Kunstwelt

Die Absage der Tagung stieß bei Candice Breitz, einer der Hauptkuratorinnen, auf deutliche Kritik. In einem öffentlichen Statement machte sie ihre Enttäuschung über die Entscheidung der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) unmissverständlich klar. Breitz argumentierte, dass gerade in Krisenzeiten der Dialog über Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Erinnerungskultur nicht nur wichtig, sondern unverzichtbar sei. Ihrer Meinung nach wurde eine wertvolle Gelegenheit vertan, um gesellschaftliche Brücken zu bauen und schwierige, aber notwendige Gespräche zu führen.

„Die Absage ist nicht nur bedauerlich, sondern auch ein Symptom für die Tendenz, komplexe Themen zu vermeiden, anstatt sich ihnen zu stellen.“ – Candice Breitz

Auch andere Stimmen aus der Kunstwelt äußerten sich kritisch. Viele Künstler*innen und Kulturschaffende sahen in der Absage ein Zeichen dafür, wie politischer Druck und gesellschaftliche Spannungen die Freiheit des künstlerischen und intellektuellen Diskurses einschränken können. Einige warfen der BPB vor, eine Haltung der Vorsicht über die Notwendigkeit eines offenen Dialogs gestellt zu haben. Dies sei besonders problematisch, da Kunst oft eine Schlüsselrolle dabei spiele, schwierige Themen zugänglich und erfahrbar zu machen.

  • Die Kunstwelt betonte die Bedeutung von Kunst als Medium, um gesellschaftliche Konflikte zu reflektieren und zu verhandeln.
  • Es wurde kritisiert, dass die Absage ein falsches Signal sende, indem sie kontroverse Themen in den Hintergrund dränge.
  • Einige Künstler*innen sahen darin eine verpasste Chance, die Rolle der Kunst in der politischen Bildung zu stärken.

Breitz und ihre Unterstützer*innen wiesen darauf hin, dass die Tagung bewusst so konzipiert war, um Raum für differenzierte und respektvolle Diskussionen zu schaffen. Die Absage wurde daher als Rückschritt empfunden, der die ohnehin schon schwierige Auseinandersetzung mit Themen wie Antisemitismus und Rassismus zusätzlich erschwert. Für viele in der Kunstszene bleibt die Frage offen, wie solche Diskussionen in Zukunft geführt werden können, wenn selbst gut vorbereitete Plattformen in politisch sensiblen Zeiten geschlossen werden.

Die Bedeutung der relationalen Erinnerungskultur in Krisenzeiten

In Krisenzeiten wird die Bedeutung einer relationalen Erinnerungskultur besonders deutlich. Dieses Konzept fordert dazu auf, historische Ereignisse nicht isoliert zu betrachten, sondern sie in Beziehung zueinander zu setzen. Gerade in Momenten globaler Unsicherheit und gesellschaftlicher Spannungen kann eine solche Perspektive helfen, Brücken zwischen unterschiedlichen Erinnerungsnarrativen zu schlagen und neue Formen von Solidarität zu schaffen.

Eine relationale Erinnerungskultur erkennt an, dass kollektive Erinnerungen nicht statisch sind, sondern dynamisch und wandelbar. Sie reagiert auf aktuelle Herausforderungen, indem sie Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellt. In Krisenzeiten, wenn Emotionen oft hochkochen und politische Lager sich verhärten, bietet dieser Ansatz die Möglichkeit, gemeinsame Grundlagen für Dialog und Verständnis zu finden. Es geht darum, Unterschiede anzuerkennen, ohne die Einzigartigkeit einzelner Erfahrungen zu verwässern.

  • Relationale Erinnerung fördert den Austausch zwischen verschiedenen Opfergruppen und vermeidet Konkurrenz um Anerkennung.
  • Sie ermöglicht es, historische Traumata wie Kolonialismus, Sklaverei und den Holocaust als Teil eines größeren Zusammenhangs zu betrachten.
  • In Krisensituationen kann sie dazu beitragen, Empathie und gegenseitiges Verständnis zu stärken, anstatt Spaltungen zu vertiefen.

Besonders in Zeiten, in denen politische und gesellschaftliche Konflikte eskalieren, wird die Notwendigkeit einer relationalen Erinnerungskultur offensichtlich. Sie fordert dazu auf, nicht nur auf die eigene Geschichte zu blicken, sondern auch die Perspektiven anderer einzubeziehen. Dadurch entsteht ein Raum, in dem kollektive Verantwortung geteilt und gemeinsam nach Wegen gesucht werden kann, um aus der Vergangenheit zu lernen.

In der aktuellen politischen Landschaft, die von Polarisierung und Misstrauen geprägt ist, könnte eine relationale Erinnerungskultur ein Werkzeug sein, um Brüche zu überwinden. Sie erinnert uns daran, dass die Geschichte nicht nur eine Last ist, sondern auch eine Ressource, die genutzt werden kann, um neue Wege des Miteinanders zu gestalten – gerade dann, wenn die Welt aus den Fugen zu geraten scheint.

Öffentliche Debatte um die Entscheidung der BPB: Stimmen aus Politik und Gesellschaft

Die Entscheidung der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB), die Tagung abzusagen, hat eine lebhafte öffentliche Debatte ausgelöst. Stimmen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft prallten aufeinander und machten deutlich, wie sensibel der Umgang mit Erinnerungskultur in politisch aufgeladenen Zeiten ist. Während einige die Entscheidung als notwendige Vorsichtsmaßnahme verteidigten, sahen andere darin ein Zeichen von Unsicherheit und fehlendem Mut, kontroverse Themen offen zu verhandeln.

Einige Politiker*innen betonten, dass die Absage angesichts der eskalierenden Lage im Nahen Osten ein Akt der Verantwortung gewesen sei. Sie argumentierten, dass eine solche Veranstaltung in einem derart polarisierten Umfeld Gefahr laufen könnte, missverstanden oder instrumentalisiert zu werden. Diese Perspektive wurde vor allem von Vertreter*innen konservativer und zentristischer Parteien geteilt, die die Notwendigkeit betonten, in Krisenzeiten klare Solidaritätsbekundungen zu setzen.

„In schwierigen Zeiten müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Solidarität und Unterstützung für die Opfer. Eine solche Diskussion kann später geführt werden.“ – Stellungnahme eines Bundestagsabgeordneten

Auf der anderen Seite kritisierten zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und Aktivist*innen die Absage scharf. Sie warfen der BPB vor, eine wichtige Plattform für den Dialog geschlossen zu haben, gerade in einem Moment, in dem eine differenzierte Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus dringend notwendig sei. Diese Stimmen kamen vor allem aus progressiven und linken Kreisen, die die Entscheidung als symptomatisch für eine „Kultur des Schweigens“ in Deutschland betrachteten.

  • Wissenschaftler*innen warnten davor, dass die Absage langfristig das Vertrauen in die Fähigkeit staatlicher Institutionen untergraben könnte, kontroverse Themen anzusprechen.
  • Kulturelle und religiöse Organisationen betonten die Notwendigkeit, auch in Krisenzeiten Räume für interkulturellen Dialog zu schaffen.
  • Einige Kommentator*innen sahen in der Debatte eine Chance, die Grenzen und Möglichkeiten politischer Bildung neu zu definieren.

Die öffentliche Diskussion zeigte, wie stark die Themen Erinnerungskultur, Antisemitismus und Rassismus emotional aufgeladen sind. Sie offenbarte aber auch die Herausforderungen, vor denen Institutionen wie die BPB stehen, wenn sie versuchen, in einem polarisierten Umfeld eine neutrale, aber dennoch mutige Haltung einzunehmen. Die Debatte selbst wurde zu einem Spiegelbild der Spannungen, die die deutsche Gesellschaft in ihrem Umgang mit Geschichte und Gegenwart prägen.

Lernpotenziale aus der Debatte: Die Rolle von Kunst und Institutionen für den Dialog

Die Debatte um die abgesagte Tagung hat nicht nur Konflikte offengelegt, sondern auch wichtige Lernpotenziale für die Zukunft aufgezeigt. Sie hat verdeutlicht, wie entscheidend die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Institutionen für die Förderung eines offenen Dialogs ist. Gerade Kunst kann als Katalysator wirken, um schwierige Themen zugänglich zu machen und neue Perspektiven zu eröffnen. Institutionen wie die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) wiederum haben die Aufgabe, solche Räume zu schaffen und zu schützen – auch und gerade in Krisenzeiten.

Ein zentrales Lernpotenzial liegt in der Erkenntnis, dass Kunst und Kultur oft in der Lage sind, gesellschaftliche Spannungen zu reflektieren, ohne dabei in einfache Antworten zu verfallen. Künstler*innen wie Candice Breitz nutzen ihre Arbeit, um komplexe Fragen zu stellen und Menschen dazu zu bringen, ihre eigenen Vorurteile und Perspektiven zu hinterfragen. Diese Fähigkeit, Diskussionen anzustoßen, könnte von Institutionen stärker genutzt werden, um den Dialog über kontroverse Themen zu fördern.

  • Kunst kann Emotionen und Empathie wecken, die oft fehlen, wenn politische oder historische Themen rein sachlich diskutiert werden.
  • Institutionen können durch die Einbindung künstlerischer Ansätze neue Zielgruppen erreichen und den Diskurs diversifizieren.
  • Die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Bildung bietet die Möglichkeit, starre Denkstrukturen aufzubrechen und innovative Lösungsansätze zu entwickeln.

Die Debatte hat auch gezeigt, dass Institutionen mutiger werden müssen, wenn es darum geht, kontroverse Themen anzusprechen. Eine Absage mag in bestimmten Situationen nachvollziehbar erscheinen, doch sie birgt das Risiko, wichtige Gespräche zu vertagen oder gar zu verhindern. Stattdessen könnten Institutionen stärker darauf setzen, Kunst als Brücke zu nutzen, um auch in schwierigen Zeiten den Dialog aufrechtzuerhalten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage nach der Zugänglichkeit solcher Diskussionen. Wie können sowohl Kunst als auch Institutionen sicherstellen, dass ihre Arbeit nicht nur eine kleine, akademisch oder kulturell vorgebildete Elite erreicht? Hier liegt ein enormes Potenzial, um durch niedrigschwellige Formate und partizipative Ansätze eine breitere gesellschaftliche Beteiligung zu ermöglichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rolle von Kunst und Institutionen im Dialog nicht nur darin besteht, Themen zu vermitteln, sondern auch darin, Räume für kritisches Denken und Austausch zu schaffen. Die Debatte um die abgesagte Tagung könnte ein Wendepunkt sein, um diese Zusammenarbeit zu stärken und mutigere Wege für die Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart zu finden.

Die Zukunft einer intersektionalen Erinnerungskultur und mögliche Perspektiven

Die Zukunft einer intersektionalen Erinnerungskultur hängt davon ab, wie Gesellschaften bereit sind, historische Traumata nicht nur zu analysieren, sondern auch miteinander zu verknüpfen. Der Ansatz, verschiedene Diskriminierungs- und Gewaltformen wie Antisemitismus, Rassismus und Kolonialismus in Beziehung zu setzen, birgt enormes Potenzial, birgt jedoch auch Herausforderungen. Eine solche Erinnerungskultur verlangt Offenheit, Mut und die Bereitschaft, sich mit unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen.

Ein zentraler Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Erinnerungskultur ist die Schaffung von Plattformen, die nicht nur akademische oder institutionelle Perspektiven einbeziehen, sondern auch Stimmen aus der Zivilgesellschaft, marginalisierten Gruppen und der Kunst. Diese Vielfalt kann dazu beitragen, dass Erinnerung nicht exklusiv bleibt, sondern inklusiv gestaltet wird. Die Frage lautet: Wie können wir eine gemeinsame Sprache finden, um unterschiedliche Erfahrungen des Leids und der Unterdrückung zu teilen, ohne sie zu relativieren?

  • Förderung von Bildungsprojekten, die historische Verflechtungen aufzeigen und intersektionale Ansätze vermitteln.
  • Stärkere Einbindung von Kunst und Kultur als Mittel, um emotionale Zugänge zu schaffen und komplexe Themen verständlich zu machen.
  • Internationale Kooperationen, um globale Perspektiven auf Erinnerungskultur zu integrieren und voneinander zu lernen.

Eine intersektionale Erinnerungskultur muss auch die Balance zwischen der Einzigartigkeit bestimmter historischer Ereignisse und deren Verknüpfung mit anderen Kontexten wahren. Dies erfordert eine sensible Herangehensweise, die weder Opfergruppen gegeneinander ausspielt noch die Bedeutung einzelner Erfahrungen verwässert. Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, wie gemeinsame Reflexionen Solidarität und gegenseitiges Verständnis fördern können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nutzung digitaler Technologien. Virtuelle Gedenkstätten, interaktive Plattformen und digitale Archive könnten dazu beitragen, Erinnerungskultur zugänglicher und interaktiver zu gestalten. Diese Werkzeuge bieten die Möglichkeit, insbesondere jüngere Generationen einzubinden und sie für die Bedeutung von Geschichte in der Gegenwart zu sensibilisieren.

Die Perspektiven für eine intersektionale Erinnerungskultur sind vielversprechend, doch sie erfordern ein langfristiges Engagement von Institutionen, Kunstschaffenden und der Gesellschaft insgesamt. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen Vergangenheit nicht nur erinnert, sondern aktiv genutzt wird, um eine gerechtere und solidarischere Zukunft zu gestalten. Der Weg mag steinig sein, aber die Potenziale sind es wert, diesen Dialog weiterzuführen.

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FAQ zur Debatte um Erinnerungskultur und die abgesagte Tagung „We Still Need to Talk“

Was war das Ziel der geplanten Tagung „We Still Need to Talk“?

Die Tagung hatte das Ziel, die deutsche Erinnerungskultur intersektional zu beleuchten. Dabei sollte der Holocaust nicht isoliert betrachtet, sondern in einen breiteren Kontext mit anderen historischen Traumata wie Kolonialismus und Rassismus gesetzt werden, um neue Perspektiven und solidarische Ansätze zu entwickeln.

Weshalb wurde die Veranstaltung abgesagt?

Die Bundeszentrale für politische Bildung sagte die Tagung vor dem Hintergrund des eskalierenden Nahostkonflikts ab. Die Begründung war, dass die angespannte Lage eine angemessene Diskussion der sensiblen Themen wie Antisemitismus und Rassismus erschweren würde und Solidarität mit den Opfern des Terroranschlags der Hamas im Vordergrund stehen sollte.

Wer waren die Hauptkurator*innen der Tagung?

Die Tagung wurde von der Künstlerin Candice Breitz und dem Literaturwissenschaftler Michael Rothberg kuratiert. Unterstützt wurden sie unter anderem von der Historikerin Iris Rajanayagam und der Kulturwissenschaftlerin Peggy Piesche.

Wie hat Candice Breitz auf die Absage reagiert?

Candice Breitz äußerte scharfe Kritik an der Entscheidung der BPB und nannte die Absage „kurzsichtig und bedauerlich“. Sie betonte, dass gerade in Krisenzeiten Dialoge über Themen wie Antisemitismus, Rassismus und intersektionale Solidarität unverzichtbar seien.

Was ist das Konzept der „multidirektionalen Erinnerung“?

Das Konzept der „multidirektionalen Erinnerung“, entwickelt von Michael Rothberg, betont die Verknüpfung verschiedener historischer Traumata und Gewaltgeschichten. Es fordert, Erinnerungen nicht in Konkurrenz zueinander zu setzen, sondern als miteinander verwoben zu betrachten, um Empathie und Solidarität zwischen verschiedenen Opfergruppen zu fördern.

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Zusammenfassung des Artikels

Die Zusammenarbeit zwischen Candice Breitz und der BPB verband Kunst mit politischer Bildung, um komplexe Themen wie Erinnerungskultur und intersektionale Solidarität zu beleuchten. Spannungen zwischen künstlerischer Freiheit und institutioneller Verantwortung sowie externe politische Ereignisse führten jedoch zur Absage einer geplanten Tagung.

Nützliche Tipps zum Thema:

  1. Erkunden Sie, wie Kunst und politische Bildung kombiniert werden können, um komplexe Themen wie Erinnerungskultur und Solidarität verständlicher zu machen.
  2. Nutzen Sie multidirektionale Erinnerung, um Verbindungen zwischen verschiedenen historischen Traumata wie Holocaust, Kolonialismus und Sklaverei zu erkennen und neue Perspektiven zu entwickeln.
  3. Diskutieren Sie die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und staatlichen Institutionen wie der BPB ergeben, insbesondere in politisch sensiblen Zeiten.
  4. Reflektieren Sie die Bedeutung einer relationalen Erinnerungskultur, die auf Empathie und Dialog setzt, um historische und aktuelle gesellschaftliche Spannungen zu überwinden.
  5. Informieren Sie sich über die Rolle von Kunst in der politischen Bildung und wie performative sowie visuelle Ansätze den Dialog über schwierige Themen bereichern können.

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